RÜTTENSCHEID - Gute Zeit.

Rückblick auf 20 Jahre Tour de Rü

Im diesjährigen Programmheft wird zurückgeblickt auf unglaubliche und ereignisreiche 20 Jahren und 20 Touren; doch die Geschichte ist einige Jahre länger. 

Wie es begann

Vor rund 25 Jahren hatte ich mir als Vorstand der IGR vorgenommen, jedes Jahr ein neues Projekt umzusetzen. Der Wintermarkt, die Beleuchtung der Bäume zur Winterbeleuchtung, Buchprojekte, Blumensäulen u.v.a.m.. Grundsätzlich ist das auch heute noch so, auch wenn es nicht immer gelingt.

Eine Oldtimerausfahrt war eine von vielen Ideen, schließlich ist Essen nach den Zulassungszahlen Oldtimerhochburg und beherbergt die Techno Classica. Rüttenscheid war auch mal Austragungsort bekannter Auto- und Motorradrennen, wie dem Gruga-Preis ab 1951.

Oldtimer haben also viel Bezug zum Stadtteil, sind Sympathieträger und daher gut für ein Stadtteilmarketing geeignet. 
Aber meist bedarf es eines Anstoßes.

Dieser kam vom damaligen Hausmeister des Hotel Arosa, der in einem Automobilclub engagiert und interessiert war. 
Dann vermittelte der legendäre und gut vernetzte Hannes Schmitz Kontakte zu Enthusiasten aus der Oldtimerszene mit Benzin im Blut. Mit Horst Kaimer und Micki Staub wurden im „Schmitz wohin sonst“ erste Pläne geschmiedet. Dann konnte Franz Maag, einer der ganz großen Namen der Oldtimerszene und der rallyeerfahrene Routenplaner Claudio Schlegtendal beide vielfache Mille Miglia-Teilnehmer gewonnen werden und es ging los. 
Im Gegensatz zur Mille Miglia, sollte es keine Wettbewerbsfahrt, sondern eine Ausfahrt unter Freunden werden.

Bis zur ersten Tour 2004 verging dann noch einige Zeit, denn es gab viel zu konzipieren und vorzubereiten.

Unterstützer der ersten Stunden waren André Weber, der bis heute Private Wealth Management, damals in der Deutschen Bank, heute im Bankhaus Bauer betreibt, sowie Gottfried Schulz, zunächst mit dem Audi-, dann mit dem Porsche-Zentrum, deren Horch als Markenzeichen die ersten Programmhefte und Plakate zierte sowie die Fa. Lueg.
Beständige Sponsoren sind wesentlich für das Aufbauen einer solchen Veranstaltung, und so gilt ihnen unser ganz besonderer Dank.

Dass die Zahlen trotzdem ehr rot waren, ist für die IGR im Gegensatz zu Agenturen kein alleiniges Kriterium, denn es geht um Stadteilwerbung, und die wurde durch das große Publikums- und Medieninteresse erreicht. Den Mitgliedern sei gedankt, dass sie diese und unzählige andere große und kleine Aktionen zur Förderung des Stadtteils ermöglichen.

Als die Werbung für die Tour 2008 von Bernward Kraft zum Mitvorstand Reinhard Pietrass überging und als Werner Bücking, Mitfahrer der ersten Stunde, zusammen mit Horst Kaimer sich um die Akquisition zu kümmern begannen, gab es auch schwarze Zahlen. Sie glichen erst die Vorjahre aus und halfen dann auch die Arbeit der IGR für den Stadtteil zu finanzieren. Mit den Jahren wurde das aber durch immer mehr Auflagen und Kosten wieder kompensiert.

Seit 2008 gibt es ein kleineres Format des Programmheftes und wechselnde Motive. Außerdem konnten mehr Sponsoren gewonnen werden, was sehr wichtig ist.

Das Team über die Zeit:

Fast die gesamte Zeit begleiten uns die Friends of Dixieland auf der Route und sorgen für passende Stimmung.

Mit der Zeit wurden die Routen länger, denn Claudio tüftelte immer kompliziertere Routen aus, und geeignete Ziele waren immer schwerer zu finden. 

Die Teilnehmerzahl lag bald bei 120 Fahrzeugen, der Grenze des Zeltes und so manchen Zieles. 

Lange Zeit gab es Feld von bis zu 10 Motorrädern, die aber in den letzten Jahren nicht mehr dabei sind. 

Auch die Zahl der reinen Damenteams ist deutlich gesunken. 

Zeitweise gab es Nachfeiern in den Sponsoren-Autohäusern. Filme von der Tour, die teilweise sogar als CDs verlegt wurden, sowie die Bildstrecken machen aus den Treffen unterhaltsame Abende. Stets gibt es Fototeams, die die Veranstaltungen begleiten.

2014 führte Claudio Schlegtendal neben Kontrollposten auf der Strecke zwei Bordbücher ein, so dass die Fahrer unterschiedlich fahren und so mehr gefordert werden.

Das Zelt wurde an den Tagen vor und nach der Veranstaltung in manchen Jahren für andere Veranstaltungen genutzt - von Weinmesse bis Jazz Matinee. 

Lange Jahre fuhren verschiedene historische Busse begleitend mit, um jenen, die nicht mit einem Oldtimer teilfahren konnten, eine Teilnahme zu ermöglichen. Zunächst von Ulf Wagner von WagnerDruck organisiert, war es später ein alter EVAG-Bus der VHAG, der Oldtimerfreude der heutigen Ruhrbahn. Hier war die Stimmung bei Sekt, Häppchen und Musik meist ehr ausgelassen und an schön gelegenen Haltepunkten feuerte man die Teilnehmer an.

Mehrmals gab es eine Ausstellung historischer Trecker auf P2.

Seit einiger Zeit gibt es textile Fanartikel mit Tour de Rü-Logo. 

Es gab Charity-Aktionen... Jedes Jahr gab es etwas Neues.

Glücklicherweise gab es kaum Pech mit dem Wetter.

Das 10jährige wurde dann 2013 gefeiert und ein großformatiges Jubiläumsbuch mit Impressionen aus diesen Jahren erstellt. 
Niemand von uns hätte gedacht, dass wir es so lange schaffen würden.

Wegen der extremen Belastungen, die die Vorbereitung und insbesondere die sehr perfektionistische Routenentwicklung von Claudio Schlegtendal, darstellen, wollten wir spätestens da eigentlich aufhören. Schließlich müssen die Akteure all dies neben ihren sonstigen Verpflichtungen leisten. Doch die Begeisterung der Teilnehmer und die hohe Bekanntheit und Qualität der Veranstaltung gaben immer wieder so viel Schub, dass es weiterging.

Bis Corona kam. Eine fertige Route mit allen Vorbereitungen musste im April 2020 verworfen werden. Auch eine zweite scheiterte an der Pandemie. Viel Arbeit war verloren. Dabei muss man wissen, dass sich Routen nicht einfach wiederholen lassen. Schon die Terminplanung der Ziel-Location und der Messe, aber auch die Änderungen auf der Strecke erlauben das oft nicht.

Aber Corona wollten wir uns dann doch nicht beugen und einen Beitrag zur Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens leisten, wonach sich alle so sehr sehnten. So gab es nach mehreren Anläufen im September 2021 eine Herbstversion der Tour de Rü.

Um die damals vorgeschriebenen Abstände zwischen den Menschen zu gewährleisten, wurde der Zielbereich von der Rü auf den Messeparkplatz P2 vor das Girardethaus verlegt. Hier hatten sich bis dahin die Fahrzeuge über Stunden gesammelt, bevor sie in 5er-Gruppen über die Rü zum Zielbereich vor dem Hotel Arosa vorfuhren. Hier stand die Bühne auf der die Jury die Oldtimer, die vom Moderator vorgestellt wurden, bewertete. Das Publikum stand entlang der Rü und konnte die Autos, die auf der Rü aufgestellt wurden, besichtigen. 
Jetzt, auf P2, war zwar der Bezug zur Rü verloren, aber das leidige Warten der Teilnehmer entfiel. Auf P2 entfallen auch viele Logistikprobleme, wie die Behinderung des Straßenverkehrs und der Geschäfte. Die Autos wurden jetzt präsentiert, wie sie kamen und das Publikum, wie auch die Autos, hatten auf P2 viel mehr Platz. Das Zelt, das vorher auf dem Parkplatz Martinstraße stand, konnte größer gebaut werden.

Wegen dieser logistischen Vorteile sind wir bei diesem Konzept geblieben und bauen jetzt einen Biergarten mit Kinderspielbereich für die Besucher auf P2 auf. Entgegen 2023 versuchen wir durch eine geänderte Zufahrt die Autos kompakt zwischen Biergarten und Zelt aufzustellen.

In den Jahren 2004, 2021 und 2022 war auch der Startbereich auf P2. Das Sammeln war einmal im Bereich des Grugaeinganges, was sich nicht bewährt hatte.

Schmerzlich war in diesen Jahren der Verlust von Horst Kaimer 2017 und Klaus Stebani 2020, die von uns gegangen sind. Klaus Stebani hatte sich mit seiner Rallyeerfahrung sehr tatkräftig bei der Logistik auf der Strecke engagiert.
Auch Heidi Hetzer, Abenteurerin, Ikone der Oldtimerszene, Freundin und mehrfache Teilnehmerin der Tour de Rü verstarb 2019. Ihr widmete Claudio einen Sonderpokal.

Aktuell freuen wir uns über ein sehr schönes Ziel und eine wunderbare Strecke, die deutlich kürzer ist als die letzten, was vielen Fahrern entgegenkommt.
Aber die Randbedingungen werden weiter schlechter, denke man nur an die hohen Kostensteigerungen. Die alten Fotos zeigen auch, dass die Akteure älter geworden sind. Wie schon in der Vergangenheit ist die Fortsetzung also unsicher. Aber in jedem Fall können wir auf viele, ereignisreiche Jahre schöner Veranstaltungen und Erlebnisse zurückblicken, wofür wir sehr dankbar sind.
Vielleicht schaffen wir es ja doch noch einmal;-)

Dr. Rolf Krane
1. Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid e.V. (IGR)


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